Verlorenes Vertrauen: Warum Google für SEOs zur Blackbox geworden ist

Ob Chrome-Tracking, geleakte Ranking-Faktoren oder fragwürdige Aussagen zu AI Overviews – Google hat sich in der SEO-Welt vom Partner zum Risiko entwickelt und ist überdies noch in vielen Bereichen des Online Marketing zu einem direkten Wettbewerber geworden. Dieser Artikel zeigt, warum es höchste Zeit ist, die rosarote Brille abzunehmen und Googles Taktiken kritisch zu hinterfragen.

Warum SEOs Google nicht mehr trauen sollten

Google hat das Vertrauen der SEO-Community gründlich verspielt. Im Folgenden ein einigermaßen sachlicher Blick darauf, warum Suchmaschinenoptimierer dem Suchmaschinen-Giganten keinen Glauben mehr schenken sollten. Von Spionage im Chrome-Browser über entlarvende Aussagen unter Eid, bis hin zu Leaks und PR-Nebelkerzen – die Indizien gegen Google häufen sich. Und aktuell zeigt sich am Thema AI-Suchergebnisse (AI Overviews) einmal mehr, wie Google eigene Interessen schönredet, während Website-Betreiber mit massiven Trafficverlusten umgehen müssen.

SEO Strategien für die KI-Ära gibt es hier.

Chrome-Browser: Telemetrie-Daten und Datenspionage

Googles Chrome dominiert den Browser-Markt – und genau das nutzt Google gnadenlos aus. Chrome fungiert de facto als Googles Spionage-Tool im Web. Interne Informationen deuten darauf hin, dass Google den Browser von Anfang an entwickelt hat, um jeden Klick und jede URL der Nutzer mitzuschneiden und für die Suchoptimierung zu verwenden. Ein ehemaliger Google-Mitarbeiter berichtet, schon um 2005 habe es intern Bestrebungen gegeben, an umfassende Clickstream-Daten (d.h. das komplette Surf-Verhalten der User) zu kommen – und Chrome wurde offenbar genau aus diesem Grund auf den Markt gebracht.

Öffentlich hat Google das stets abgestritten. 2012 versicherte etwa Googles Matt Cutts, man protokolliere Chrome-Daten kaum und lösche sie sofort wieder. Heute wissen wir: Das war irreführend. In Wirklichkeit enthält Googles internes System sehr wohl spezielle Kennwerte für Chrome-Klicks. Kritiker, die schon lange vermuteten, dass Google die Browser-Daten natürlich verwendet, lagen richtig. Der Grund ist offensichtlich: Diese Nutzerdaten sind viel zu wertvoll, um sie ungenutzt liegen zu lassen. Mit Chrome hat Google Zugriff auf das Verhalten von über 65% der weltweiten Internetnutzer – und sammelt fleißig Informationen, ohne dass die meisten es überhaupt merken. Das passiert hinter den Kulissen, getarnt durch ein paar dürftige Einwilligungen in den AGB.

Der Chrome-Browser ist somit ein gigantischer Telemetrie-Sensor, der Google einen unlauteren Wissensvorsprung verschafft.

Quellen u.a. hier und hier.

Enthüllungen unter Eid: Widersprüche vor Gericht

Vieles von dem, was Google in PR-Blogs und auf Bühnen leugnet, kam in Gerichtsverfahren unter Eid ans Licht. So musste z.B. Pandu Nayak, Googles VP of Search, im Rahmen des US-Antitrust-Verfahrens eingestehen, dass einer der zentralen Ranking-Algorithmen („NavBoost“) auf Nutzerklicks basiert – und ohne diese Klickdaten gar nicht funktionieren würde. Google hingegen hatte jahrelang behauptet, User-Interaktionen spielten keine Rolle als Rankingfaktor. Nun erfahren wir offiziell, dass Google seit 2005 ein System betreibt, das sich millionenfach gemerkte Klick-Historien der letzten 13 Monate zunutze macht. Das ist ein krasser Widerspruch zu den früheren Beteuerungen und bestätigt, was viele SEOs immer vermutet haben: Nutzerverhalten beeinflusst sehr wohl die Suchergebnisse – egal, was Google öffentlich erzählt hat.

Ebenso brisant: Interne Dokumente offenbarten, dass Google in sensiblen Fällen manuell in die Ergebnisse eingreift. Beispielsweise wurden während der COVID-19-Pandemie bestimmte Websites auf Whitelists gesetzt, um sie in den Suchergebnissen zu bevorzugen (ähnliches galt für Wahlen). Öffentlich beteuert Google stets, alle Websites „hätten die gleichen Chancen“ und man nehme keine manuellen Bevorzugungen vor – doch unter dem Druck von Ermittlungen kam die Wahrheit ans Licht. Google nutzt also sehr wohl händische Eingriffe und Sonderbehandlungen, wenn es dem Konzern opportun erscheint. Für die SEO-Branche bedeutet das: Die Spielregeln sind intransparent und können je nach Laune von Google geändert werden. Vertrauen? Fehlanzeige.

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Google-Leaks: Interne Dokumente entlarven Googles Doppelspiel

Anfang/Mitte 2024 geriet ein riesiger interner Datenschatz an die Öffentlichkeit – über 14.000 Parameter aus Googles Ranking-Systemen wurden geleakt. Diese Dokumente geben tiefe Einblicke in Googles Bewertungsmechanismen und bestätigen schwarz auf weiß zahlreiche Vermutungen, die Google jahrelang als „Mythen“ abgetan hatte. Plötzlich hatten wir Beweise dafür, dass Google genau das tut, was es offiziell immer bestritten hat.

Ein paar Beispiele aus dem Leak: Google erfasst und nutzt umfangreiche Nutzersignale. Es gibt Variablen für „gute Klicks“ vs. „schlechte Klicks“, für kurze vs. lange Verweildauer, für letzte Interaktionszeitpunkte etc. – all das fließt ins Ranking ein. Jahrelang hatten Googler wie Matt Cutts oder John Mueller behauptet, Klick-Verhalten würde nicht zur Rankingberechnung genutzt; das Leak widerlegt diese Aussagen eindeutig.

Ebenfalls enttarnt: Google nutzt doch so etwas wie eine Sandbox für neue Websites – ein Konzept, das offiziell immer lächerlich gemacht wurde. Interne Attribute wie hostAge zeigen, dass das Alter einer Domain bzw. eines Hosts sehr wohl erfasst wird, offenbar um neue Seiten zunächst zu dämpfen. Auch ein siteweites Qualitätsprofil existiert: Begriffe wie siteAuthority tauchen explizit in Googles Parametern auf. Google-Vertreter hatten die Existenz einer „Domain Authority“ Metrik stets vehement verneint – das Leak straft sie Lügen.

Besonders pikant: Viele dieser Leaks wurden von Ex-Googlern als authentisch bestätigt und widersprechen direkt den öffentlichen Aussagen von Google-Mitarbeitern. Mit anderen Worten, Google erzählt der SEO-Community bewusst das Gegenteil dessen, was intern längst Praxis ist. Dieses Doppelspiel – nach außen beschwichtigen, intern munter anders handeln – zerstört jegliches Restvertrauen. Wenn Google heute X sagt, kann man getrost davon ausgehen, dass intern längst Y umgesetzt wird.

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Nebelkerzen der Google-Mitarbeiter: Ablenkung und Desinformation

Google beschäftigt ein ganzes Team von „Search Liaison“-, Webmaster-Trends- und PR-Leuten, die sich rege auf Konferenzen, Blogs und Twitter (heute X) äußern. Doch was haben wir davon? Meistens Nebelkerzen und Ablenkungsmanöver. Googles Sprecher wie z. B. Gary Illyes haben immer wieder zentrale Themen heruntergespielt, ins Lächerliche gezogen oder einfach dementiert – oft entgegen besserem Wissen.

Ein Beispiel: Die Rolle von Nutzer-Signalen. Als SEO-Vordenker wie Rand Fishkin argumentierten, Klickrate oder Verweildauer könnten Rankings beeinflussen, reagierte Googles Gary Illyes darauf 2019 recht höhnisch. In einem AMA-Forum bezeichnete er solche Theorien als „ausgedachten Mist“. Heute wissen wir, dass genau diese Faktoren sehr wohl eine Rolle spielen. Google hatte offenbar kein Problem damit, die SEO-Gemeinde bewusst in die Irre zu führen.

Ähnlich bei der „Domain Authority“: Gary Illyes und Co. taten den Begriff als Hirngespinst ab, doch interne Listen im Leak führen siteAuthority eindeutig auf. Auch hier also: Doppelmoral pur.

Das Muster ist immer gleich: Google-Mitarbeiter wiegeln ab, dementieren oder streuen Halbwahrheiten, während Google im Hintergrund längst anders agiert. Ihre öffentlichen Statements dienen oft eher dazu, kritische Diskussionen im Keim zu ersticken und SEOs zu beschwichtigen, anstatt für Klarheit zu sorgen. Diese Strategie mag aus Googles Sicht taktisch klug sein – schließlich möchte man Ranking-Signale verschleiern und Updates ungestört ausrollen. Für uns SEOs bedeutet es aber: Wir können kein Wort glauben. Die offizielle Kommunikation erweist sich immer wieder als Schönfärberei oder gar Desinformation, wie die Leaks belegen.

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AI Overviews: Google beschönigt den Traffic-Verlust

Aktuell zeigt sich Googles verzerrte Kommunikation besonders deutlich beim Thema KI-generierte Suchergebnis-Anzeigen (AI Overviews). Google testet und rollt zunehmend KI-Zusammenfassungen oberhalb der organischen Treffer aus – mit dramatischen Folgen für Website-Betreiber. Studien zeigen, dass Websites, die früher auf Platz 1 standen, bis zu 79% weniger Klicks erhalten, wenn Google stattdessen ein AI-Snippet voranstellt. Nutzer bekommen ihre Antworten direkt von Google serviert und klicken kaum noch weiter. Verlage und Online-Businesses sehen das (zurecht) als existenzielle Bedrohung.

Tatsächlich zeigte eine Erhebung des Pew Research Center (22.07.2025), dass unter den neuen AI-Overview-Ergebnissen im Schnitt nur 1 von 100 Nutzern überhaupt noch auf einen externen Link klickt.

Eine weitere Studie (30.07.2025), die von der SEO Plattform Authoritas durchgeführt wurde, bestätigt diese Tendenz. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Rückgang der Nutzerinteraktion mit herkömmlichen Suchergebnissen, sobald Google AI Overviews implementiert werden. Details:

Messbare Auswirkungen auf die Klickrate

Die Daten belegen eine substantielle Reduktion der Click-Through-Rate (CTR) durch die Präsenz von AI Overviews. Auf Desktop-Geräten verzeichnet die Studie einen Rückgang um 47,5 Prozent, während mobile Endgeräte eine etwas geringere, aber dennoch erhebliche Abnahme um 37,7 Prozent aufweisen.

Deutliche Nachteile trotz Spitzenpositionen

Entscheidend bei der ganzen Thematik ist, dass auch die innerhalb der AI Overviews bestplatzierten Websites weiterhin deutlich niedrigere Klickraten verzeichnen als vergleichbare Positionen in traditionellen Suchergebnisseiten ohne AI Overview-Integration.

Metrik Desktop Mobile
Rückgang der Klickrate 47,5 Prozent 37,7 Prozent
Mindestrückgang Traffic 5,8 Prozent 4,6 Prozent
Geschätzte Klickrate 11,22 Prozent 15,14 Prozent
Verschiebung der Suchergebnisse 382 Pixel 344 Pixel
Durchschnittlicher Anteil AIO 12,2 Prozent 12,2 Prozent

Googles offizielle Stellungnahme zu den Studien

Googles Reaktion? Abstreiten und schönreden. Ein Google-Sprecher nannte zwei aktuelle Studien, die massive Traffic-Einbußen belegen, schlicht „fehlerhaft“ und behauptete, man habe „keine dramatischen Rückgänge“ im Web-Traffic festgestellt. Man verweist darauf, dass weiterhin „Milliarden Klicks“ an Websites gehen und AI-Features ja neue Möglichkeiten böten.

Das ist nichts anderes als PR-Gewäsch – eine Nebelkerze, um die berechtigten Sorgen der Publisher abzutun.

Ein Google-Sprecher äußerte laut Berichterstattung von The Guardian grundlegende Kritik an der Untersuchung. Das Unternehmen bemängelt methodische Mängel und stellt die Validität der Ergebnisse in Frage. Konkret führt Google folgende Kritikpunkte an:

  • Verwendung veralteter Schätzungen als Datengrundlage
  • Unrepräsentative Auswahl der analysierten Suchanfragen
  • Fehlende Berücksichtigung aller traffic-generierenden Suchkategorien für News-Websites

Googles Argumentation: Neue Möglichkeiten durch KI-Integration

Das Unternehmen positioniert seine KI-Funktionen als Chance für Website-Betreiber. Google argumentiert, dass die intelligente Suchfunktionalität Nutzern ermögliche, weiterführende Fragen zu stellen und dadurch neue Entdeckungsmöglichkeiten für Websites schaffe.

Wiederholende Kommunikationsstrategie

Beide Antworten von Google zeigen deutliche Parallelen auf. Auffällig ist, dass Google in beiden Fällen nicht spezifisch auf die dokumentierten Klickraten-Rückgänge eingeht, sondern ausschließlich das generelle Klick-Volumen thematisiert.

Prognostizierte Intensivierung der Problematik

Die Studienautoren prognostizieren eine Verschärfung der identifizierten Trends durch den auch bald in der EU verfügbaren Google AI Mode - Googles erweiterte KI-Suchfunktion, die mittlerweile auch im Vereinigten Königreich freigeschaltet wurde. Ihre Analyse geht davon aus, dass Google perspektivisch für über 90 Prozent aller Suchanfragen AI Overviews implementieren könnte.

Die Untersuchungsergebnisse von Authoritas wurden der britischen Wettbewerbsbehörde CMA im Rahmen einer formellen Beschwerde bezüglich der Auswirkungen von AI Overviews auf Publisher-Unternehmen vorgelegt.

Google verschweigt solche Zahlen und verweigert Verlagen obendrein die Herausgabe aussagekräftiger Daten zum Traffic-Verlust. Statt Transparenz gibt es Beschwichtigung. Gleichzeitig beobachtet man, dass in den KI-Antworten vermehrt YouTube-Videos (Google-Tochter) prominent auftauchen – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Google nutzt also die eigene Monopolstellung, um Nutzer im eigenen Ökosystem zu halten, und redet gegenüber der Öffentlichkeit die negativen Effekte klein.

Quellen u.a. hierhier, hierhier und hier.

Fazit: Google hat das Vertrauen verwirkt

In Summe zeichnen all diese Punkte ein düsteres Bild. Google hat durch sein Verhalten jede Vertrauensbasis mit der SEO-Community zerstört. Der Konzern sammelt über Chrome ungeheure Datenmengen und nutzt sie zu seinem Vorteil – während er uns in falscher Sicherheit wiegt. Unter Eid kommen Wahrheiten ans Licht, die Googles Doppelmoral offenbaren. Leaks bestätigen, dass Google jahrelang Dinge tat, die es öffentlich abstritt. Und die hauseigenen Sprecher tun alles, um der Branche Sand in die Augen zu streuen, statt ehrlich zu informieren.

Für SEOs kann es nur eine Schlussfolgerung geben: Hört auf, Google blind zu vertrauen. Nehmt nichts für bare Münze, was von Google-Seite verkündet wird – denn zu oft stecken Agenda und Eigeninteresse dahinter.

Google ist längst kein neutraler „Torwächter zum Wissen“ mehr, sondern ein Konzern, der knallhart seine Dominanz ausnutzt, Daten abschöpft und den eigenen Profit über die Interessen der Content-Ersteller stellt. Ob beim Umgang mit unseren Daten, bei algorithmischen Eingriffen oder beim Thema AI – Google hat wiederholt gezeigt, dass Transparenz, Fairness und Verlässlichkeit zugunsten der eigenen Ziele geopfert werden.

Die SEO-Branche tut gut daran, Google künftig mit größter Skepsis zu begegnen. Wir müssen uns unabhängiger machen – diversifizieren, Alternativen fördern und Googles Aussagen kritisch hinterfragen. Denn eines ist klar geworden: Google verdient unser Vertrauen nicht mehr.

Quellen: Die Kritikpunkte stützen sich auf öffentlich gewordene Informationen und Berichte, u.a. aus dem Google-Search-Leak 2024, Aussagen von Google-Managern im Kartellverfahren, Analysen namhafter SEO-Experten sowie aktuellen Studien zum Einfluss von KI-Suchergebnissen. Alle zitierten Quellen sind in den jeweiligen Absätzen verlinkt.